101 König Christian IV und seine Frauen

Es war ein schöner und sonniger Tag im Mai 1625, als der dänische König Christian IV. von Dänemark in Bramstedt zusammen mit seinen Begleitern eintraf. Er war auf dem Weg nach Segeberg, um seine Wahl zum Kreisobristen des Niedersächsischen Reichskreises anzunehmen – sein Eintritt in den Dreißigjährigen Krieg stand kurz bevor. Doch daran dachte der König in diesem Moment nicht, als er den Duft des Frühlings einatmete und seinen Blick umherschweifen ließ. Und da entdeckte er ein junges Mädchen, das mit hochgestecktem Rock am Fluss stand und gerade dabei war, Wäsche zu waschen. „Als sie die vornehme Reiterschar über die Brücke ziehen sah, hielt sie verwundert inne und schaute, den Körper leicht nach vorn gebeugt, das Waschholz in der erhobenen Rechten, neugierig auf die Fremden, ohne zu ahnen, dass sie selbst einen malerischen Ruhepunkt für die Augen der vornehmen Herren bildete.“  Daher rief König Christian fröhlich aus: „Fürwahr, ein reizendes Bild, die Maid müssen wir näher beschauen.“  Als er das rasch herbeigerufene Mädchen, „das blühende, rotwangige Gesicht mit den klugen, nussbraunen Augen wohlgefällig betrachtend“, nach ihrem Namen fragte, stellte sie sich als Wiebke Kruse vor.

Die geschilderte Szenerie beschreibt die erste Begegnung zwischen König Christian IV. und seiner späteren Geliebten Wiebke Kruse – zumindest in der Phantasie der Johanna Mestorf, die den beiden 1866 einen Roman widmete. Tatsächliche Belege gibt es für das Zusammentreffen nicht, doch diese Lücke vermochte Mestorfs Buch zu füllen. Wie sah es aber belegbar im Liebesleben Christian IV. aus? Dieser Frage wollen wir uns im Vortrag widmen. Irgendwo her müssen die vielen Kinder des Königs ja kommen.                  

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